Sprünge, abwärts laufen, Sprints, … das ist der Albtraum jeder Frau mit schwacher Blase. Viele Frauen vermeiden übermäßige Bewegung, weil sie Urin verlieren, wenn sie laufen oder springen. Das ist eine RIESIGE Hürde, und zwar nicht nur für Frauen, die Kinder zur Welt gebracht haben, sondern für Frauen jeden Alters. Stressinkontinenz betrifft Millionen von Frauen weltweit. Aber was genau passiert im Körper und was kann man dagegen tun?
Was passiert im Körper?
Die Blase ist ein Muskelsack, der sich auffüllt und wieder schrumpft, wie ein Ballon. Sie befindet sich auf einer Muskelschlaufe, dem Beckenboden, der sich vom Schambein an der Beckenvorderseite bis zum Steißbein auf der Hinterseite erstreckt. Dieser Muskel stützt die Organe im Becken, unter anderem die Blase.
Wenn die Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist, dann kann durch zusätzlichen Druck durch Springen oder Laufen Urin aus der Blase austreten. Der Beckenboden kann beispielsweise durch eine Schwangerschaft geschwächt werden, wenn das Baby neun Monate lang auf die Muskulatur drückt. Das Pressen bei der Geburt oder Komplikationen können die Beckenbodenmuskulatur ebenfalls schädigen. Auch Verstopfungen oder Schwierigkeiten beim Toilettengang sowie Übergewicht können zusätzlichen Druck auf die Beckenbodenmuskulatur ausüben. Meist tritt Stressinkontinenz nach der Menopause, wenn der Östrogenspiegel sinkt, auf oder wird dadurch verstärkt, weil das Gewebe im Becken dann generell weniger elastisch und belastbar ist.
Was kann man dagegen tun?
Zuallererst sollten wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir in der Hand haben. Wir können unsere Kinder nicht wieder zurückgeben, obwohl wir das vielleicht manchmal möchten und den Alterungsprozess können wir auch nicht aufhalten. Wir können aber unseren Beckenboden mit ein paar einfachen Schritten unterstützen:
- Trainiere die Beckenbodenmuskulatur: Wie alle Muskeln im Körper muss der Beckenboden regelmäßig und konsequent trainiert werden. Einfach nur schnell zusammendrücken, wenn wir daran denken, reicht nicht, denn die Übungen müssen auch richtig gemacht werden. Das braucht Zeit und Übung! Wichtig ist es, den Beckenboden in den Wochen nach der Geburt zu trainieren und mit Gehen anzufangen, bevor man das Laufen wieder aufnimmt.
- Achte auf das Gewicht: Übergewicht übt zusätzlichen Druck auf den Beckenboden aus und Frauen, die ihre überschüssigen Pfunde loswerden, bemerken eine Verbesserung der Stressinkontinenz. Dabei spielen eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und noch mehr Entschlossenheit eine wichtige Rolle.
- Reduziere die Zeit im Sitzen: Ein weiterer Grund für eine schwache Beckenbodenmuskulatur ist eine schwache Gesäßmuskulatur. Wer bei der Arbeit die meiste Zeit sitzt, nutzt seine Gesäßmuskulatur höchstwahrscheinlich zu wenig. Abhilfe verschaffen können wir, indem wir alle 20 bis 30 Minuten aufstehen und ein paar Minuten gehen und ein paar Kniebeugen oder Ausfallschritte in unser Workout einbauen.
- Hilfe suchen, wenn es nicht besser wird: Es dauert mindestens drei Monate, bis sich das Beckenbodentraining bemerkbar macht. Wenn die Übungen aber nicht helfen oder du nicht sicher bist, ob du die Übungen richtig machst, dann zahlt es sich aus, Experten zu Rate zu ziehen. Dass professionelle Hilfe zur Verfügung steht, ist vielen Frauen nicht bewusst oder sie schämen sich, Hilfe zu suchen. Doch ein Termin bei der Physiotherapeutin oder beim Physiotherapeuten ist schnell vereinbart und dort wird die Stärke des Beckenbodens richtig gemessen und man bekommt professionellen Rat zum Training. Bei Untersuchungen kommen Stimulationsgeräte zum Einsatz, die in die Scheide eingeführt werden, um die Muskelkraft beim Zusammendrücken zu messen und einige dieser Geräte setzen elektrische Impulse, um besonders schwache Muskeln zusammenzudrücken. Es gibt auch tamponförmige Trainingshilfen und Gewichte, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken – und ja, das ist tatsächlich vaginales Training. Wenn das Problem dadurch aber nicht gelöst ist oder andere Probleme, wie ein Vaginalprolaps, verstärkt werden, helfen Gynäkologinnen oder Gynäkologen weiter. Dann werden Tests an der Blase durchgeführt und operative Maßnahmen, die helfen können, besprochen. Normalerweise wird erst dann zu einer Operation geraten, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist.
Stressinkontinenz bei Bewegung ist eine große Belastung. Einlagen werden aber immer besser und einige sind sogar waschbar und wiederverwendbar, was dadurch auch umweltfreundlicher ist. Hosenröcke oder Röcke verstecken die Einlagen, aber die meisten Frauen setzen auf dunkle Leggings und hoffen, dass niemand die feuchten Flecken bemerkt. Nichts zu trinken, klingt zwar verlockend, ist aber gefährlich, vor allem bei weiten Strecken und an heißen Tagen. Besser ist es, die Blase vor dem Laufen gut zu entleeren und ein paar Toiletten-Stopps entlang der Strecke einzuplanen oder sich hinter einen Busch zu hocken. Das Wichtigste ist aber, nicht verlegen zu sein, Hilfe zu suchen. Millionen von Frauen befinden sich in derselben Situation und wir müssen nicht einfach damit leben.
von Dr. Juliet McGrattan